Sanierung & Renaturierung der unteren Salzach im Freilassinger Becken

Projektbeginn: Januar 2017
Projektende voraussichtlich: Juli 2027

Anlass

Zwischen 1860 und 1890 wurde die Untere Salzach reguliert, also begradigt und eingeengt. Im Oberlauf entstanden im 19. und 20. Jahrhundert zudem zahlreiche Kraftwerke und Wildbachsperren, in denen Kies (der Flussbauer spricht von "Geschiebe") zurückgehalten wird – insbesondere die Talsperre Kibling an der Saalach im Jahr 1913. Insgesamt führte dies dazu, dass sich die Salzach in ihrem Unterlauf – insbesondere bei Hochwasser – zunehmend in die Tiefe gräbt. Im Freilassinger Becken, also von Salzburg bis Laufen/Oberndorf beträgt diese Eintiefung in den letzten 100 Jahren zwischen 2 und 5 Meter. Im Rahmen des grenzübergreifenden Projektes "Sanierung der Unteren Salzach" planen Bayern und Österreich Maßnahmen, um eine weitere Eintiefung zu verhindern, da ansonsten Mauern, Deiche und Brücken entlang der Salzach durch Unterspülung der Fundamente gefährdet sind und Auwälder mehr und mehr austrocknen.

Zur Stabilisierung des Flussbettes entstand daher 2009/2010 etwa 3 Kilometer südlich von Laufen/Oberndorf (auf Höhe von Triebenbach) eine Sohlrampe.

Ursprünglich war der Bau einer zweiten gleichartigen Rampe 3,5 Kilometer flussaufwärts vorgesehen. Einer Untersuchung der Universität Stuttgart zum Geschiebetransport zufolge, ist dies jedoch nicht erforderlich. Demnach wird sich die Sohle bis hinauf zur Mündung der Saalach ausreichend stabilisieren, wenn – wie in den vergangenen Jahren – aus Salzach und Saalach genügend Kies nachgeliefert wird. Jedoch empfiehlt die Universität Stuttgart, die Kiessohle in diesem Bereich zu stärken. In einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Wasserwirtschaftsamts Traunstein wurden Möglichkeiten hierzu geprüft und bewertet.

Projektausführung

Die Machbarkeitsstudie wurde zwischen Januar 2017 und April 2018 von der Planungsgemeinschaft "Mensch und Natur, Salzach im Gleichgewicht" bearbeitet, die bereits mehrere Planungen zur Sanierung der Salzach erstellt hat. Grundidee war, das bayerische Ufer im Flussabschnitt zwischen Saalach- und Surmündung ohne Inanspruchnahme privater Grundstücke auf einer gewissen Breite abzusenken, das anfallende Kiesmaterial in die Salzach einzubringen und damit die Sohle anzuheben. Im Rahmen der Studie wurden mehrere Varianten mit unterschiedlichen Aufweitungsbreiten betrachtet. Bewertet wurden die sohlstabilisierende Wirkung, die Anhebung des Grundwasserstandes, der ökologische Nutzen für Fluss und Aue, die Chancen der Realisierbarkeit unter naturschutz- und waldrechtlichen Gesichtspunkten und die Kosten der Maßnahme. Zu klären war insbesondere, inwieweit der Uferabtrag maschinell erfolgt oder nur die bestehende Ufersicherung beseitigt wird. Außerdem, wie der Schutz des neu entstandenen Ufers beschaffen sein muss, damit der Fluss nicht ungewollt "ausbricht".

Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Machbarkeitsstudie plant das Wasserwirtschaftsamt Traunstein größtenteils nur die bestehende Ufersicherung zu entnehmen. Im Bereich der Surmündung und der Saalachmündung sollen aber auch initial schon umfangreichere strukturelle Maßnahmen umgesetzt werden: die Ufer sollen hier stärker aufgeweitet sowie Kiesbänke und –inseln hergestellt werden. Damit wird hier schon gleich in den ersten Jahren wertvoller Lebensraum insbesondere für Fische geschaffen und die Salzachufer nähern sich wieder ein Stück weit ihrer Gestalt vor der Regulierung an. In den übrigen Bereichen soll sich die Salzach dann aber anschließend aus eigener Kraft ("eigendynamisch") verbreitern. Dieser Prozess wird sich voraussichtlich über Jahrzehnte hinziehen. Die positiven Wirkungen auf Fluss und Aue, die aus der Dynamik der Kiessohle und der Ufer resultieren, werden damit nicht sogleich vollumfänglich erreicht, sondern stellen sich erst langsam ein. Gegebenenfalls erforderliche Ufersicherungsmaßnahmen können bedarfsgerecht in naturnaher Bauweise nachgerüstet werden.

Ergänzend sollen im Uferbereich Störsteine, Wurzelstöcke und dergleichen angelegt werden. Auch diese strukturellen Maßnahmen kommen in erster Linie den Fischen zugute und sollen einen Beitrag beisteuern, um an der Salzach einen "guten ökologischen Zustand" zu erreichen, das Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Auch auf österreichischer Seite sind umfangreiche Maßnahmen zur Aufweitung und Renaturierung der Salzach mitsamt ihrer Nebengewässer im Freilassinger Becken geplant. Um ein gemeinsames Gesamtkonzept zu erarbeiten, planen WWA Traunstein und die Salzburger Wasserbauverwaltung deshalb seit Mitte 2023 im Freilassinger Becken gemeinsam und führen die bisher bestehenden Planungen zusammen. Bis Mitte 2024 soll ein gemeinsamer Entwurf vorliegen.