Projektanlass

Gesamtansicht Weißwand von Süden nach Norden Bild vergrössern Gesamtansicht Weißwand von Süden nach Norden

Der Teilabschnitt Schneizlreuth – Ramsau der B305 Queralpenstrasse wird seit dem Bau in den Jahren 1934/35 zwischen der Bucherbrücke (Str.km 6,4) und Schwarzbachwacht (Str.km 10,3) immer wieder von Lawinenabgängen bedroht.

Verschärft hat sich die örtliche Situation auch durch die Häufung von Steinschlagabgängen auf die Bundesstraße mit einem Todesfall zu Pfingsten 1982. Die dramatisch abnehmenden Schutzfunktionen des Bergwaldes oberhalb der B305 in diesem kritischen Teilabschnitt lassen eine anwachsende Zunahme der Verkehrgefährdung erwarten.

Die notwendigen Schutzmaßnahmen für die B305 scheiterten in früheren Jahren regelmäßig an den Fragen der Zuständigkeiten, der Trägerschaft und insbesondere an der Finanzierung.
Mit dem Landtagsbeschluss vom 11. Juni 1986 wurde die Schutzwaldsanierung als Gemeinschaftsaufgabe von Staatsforst- und Wasserwirtschaftsverwaltung festgelegt. Dies sind in Bayern zwei von einander unabhängige Behörden. Zuständigkeit, Planung und Ausführung sind in einer gemeinsamen Entschließung geregelt. Damit waren die Voraussetzungen für die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der B305 im Zuge der Schutzwaldsanierung grundsätzlich gegeben. Die Maßnahme wurde federführend vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein geplant und ausgeführt.

Örtliche Verhältnisse

Lawinenabgang auf die Bundesstraße B305 Bild vergrössern Lawinenabgang auf die Bundesstraße B305

Das Sanierungsgebiet Weißwand umfasst den südwestlich exponierten Steilhang des Lattengebirges oberhalb der B 305 zwischen der Bucherbrücke und der Schwarzbachwacht im Höhenbereich von 610 m NN bis 1500 m NN. Von der Gesamtfläche mit 430 ha wurden Teilflächen mit insgesamt 131 ha als sanierungsbedürftig ausgewiesen.

Im oberen Bereich der Weißwand stehen überwiegend hangparallel gelagerte, verwitterungsanfällige Dachsteinkalke an, die im Unterhang teilweise von Jungmoränen überlagert sind. An Böden herrschen zumeist trockene flachgründige Rendzinen vor, in den flacheren Bereichen auch mittelgründige lehmigtonige Rendzinen. Die Hangneigung liegt zwischen 33 und 55 Grad (65-148 %), wobei besonders im oberen Hangbereich ein ausgeprägter Wechsel zwischen Rippen und Mulden vorherrscht. Die durchgehende Steilheit des wenig strukturierten Geländes führt dazu, dass losgelöste abgehende Steine und Felsen im Bereich der Lawinengassen die B305 erreichen. Zusätzlich stellt auch die Vielzahl von Lockergesteinsansammlungen im gesamten Hangbereich eine latente unmittelbare Steinschlaggefahr für die B305 dar.

Gefahr durch mächtige Steingrößen Bild vergrössern Gefahr durch mächtige Steingrößen

Der Waldzustand ist als äußerst ungünstig zu bezeichnen, mit abnehmenden Beschirmungsgraden, zunehmender Verschlechterung der Bestandsvitalität und des Gesundheitszustandes sowie Ausweitung der Bestandslücken mit verstärkter Vergrasung der Lichtflächen. Der Anteil von kranken bis toten Bäumen ist überdurchschnittlich hoch, ebenso die Schäden an Nadelholzaltbeständen. Ein flächiges Absterben von Bergwaldbeständen ist jedoch nicht zu beobachten. Die negativen Auswirkungen zeigen sich in der Ausweitung der vorhandenen Lawinengassen, in der Zunahme von Schneegleiten und Schneerutschungen sowie Steinschlag aus der Fläche.

In der Weißwand existieren 13 ausgeprägte Lawinenstriche, wovon die Mehrzahl – abgesehen von schneearmen Wintern – jährlich die B305 bedrohen. Neben den im Lawinenkataster erfassten Lawinenstrichen häufen sich die Abgänge zusätzlicher kleinerer Lawinen und Schneerutschungen auf die B305 aus bisher nicht bekannten Stellen zwischen den bekannten Lawinenstrichen.

Nach mehrmaligen Begehungen des Sanierungsgebietes zusammen mit dem damaligen Forstamt Bad Reichenhall und dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein erarbeitete 1988 das damalige LfW (Landesamt für Wasserwirtschaft) jetzt LfU (Landesamt für Umwelt) – Lawinwarnzentrale – ein umfassendes Sanierungskonzept, das die Grundlage für den Vorentwurf und den Bauentwurf des Amtes bildet.