Machbarkeitsstudie Deichrückverlegung Tiroler Achen

Projektbeginn: 2016
Projektende: 2028

Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

An der Tiroler Achen wird neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen entstehen. Dazu soll der östliche Deich, nördlich der Bundesautobahn A8, rückverlegt werden. Die entsprechenden Flächen gehören dem Freistaat Bayern. Verwaltet werden sie von den Bayerischen Staatsforsten und der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Privatgrundstücke sind nicht betroffen. Gemeinsam haben das Wasserwirtschaftsamt Traunstein und die Bayerischen Staatsforsten mit den betroffenen Weideberechtigten die Randbedingungen für eine solche Deichrückverlegung vereinbart. Auf dieser Basis ist die Machbarkeitsstudie entstanden. Sie untersucht auch die Folgemaßnahmen in Varianten und bewertet deren Auswirkungen. Außerdem wird im Sinne der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes geprüft, ob eine Umsetzung möglich ist.

Einfluss auf die Hirschauer Bucht

Jede der angedachten Varianten wird die Schwebstoffverteilung in das Tiroler Achen-Delta sowie in die Hirschauer Bucht beeinflussen. Der Verlandungsprozess der Hirschauer Bucht beeinflusst wiederum die Entwässerungssituation der Gewässer und Entwässerungsgräben, die von der Bucht in den See münden. Und in der Folge auch die Siedlungsentwässerung und den Wasserhaushalt der landwirtschaftlichen Flächen, die über diese Gewässersysteme entwässert werden. Die Auswirkungen des Projekts auf die Verlandung der Hirschauer Bucht ist aus diesem Grund ein wichtiges Thema.

Geplante Maßnahmen

  • Der derzeit bestehende Deich zwischen der A8 und der Mündung der Tiroler Achen wird abgetragen. Der einst verwendete Kies wird, im Sinne der Nachhaltigkeit, ebenso wiederverwendet wie der Halbtrockenrasen, der auf dem alten Deich wächst.
  • Die Uferverbauung aus Stein wird ausgebaut. Die Steine werden wiederverwendet: Im Fluss selbst sorgen sie für ein lebendiges Fließgeschehen.
  • Aus dem Material des bisherigen Deiches wird ein neuer, rund 2,5 Kilometer langer Deich angelegt. Er verläuft westlich parallel zum Rothgraben und endet an der Mündung des Rothgrabens in den Chiemsee.
  • In der Hirschauer Bucht entsteht eine etwa 600 Meter lange Landzunge. Details zur Gestaltung sind in Planung. Erste Überlegungen sehen ein Bauwerk vor, das unter Wasser seitlich von Spundwänden eingefasst, mit Kies aufgefüllt und mit Weiden bepflanzt werden soll. Ziel ist die Landzunge so natürlich wie möglich erscheinen zu lassen.
Querschnitt der LandzungeBild vergrössern Die Skizze zeigt die Oberfläche der geplanten Landzunge im Querschnitt. Sie wird mit Schilf sowie mit Grau- und Lavendelweiden bepflanzt. Sie soll sich optisch in die Landschaft einfügen.
Skizze: Bettina Kühnhauser/WWA TS

Gesetzte Ziele

  • Die Tiroler Achen und ihre Aue werden ökologisch aufgewertet – auch wenn zunächst Eingriffe im Naturschutzgebiet notwendig werden. Der Mündungsbereich der Tiroler Achen in den Chiemsee gilt als einzigartiges natürliches Binnendelta in Mitteleuropa. Aus naturschutzfachlicher Sicht handelt es sich um einen äußerst wertvollen Raum von europaweiter Bedeutung. Derzeit allerdings sind die Auwaldbereiche aufgrund der Uferverbauung vom Fluss abgeschnitten. Die Aue kann nicht überflutet werden, selbst dann nicht, wenn die Tiroler Achen viel Wasser führt. Das soll sich ändern: Dank der Deichrückverlegung wird der Fluss über ein bestehendes Altwasser-System einen Zugang in die Aue bekommen, also in das Naturschutzgebiet. In der Folge kann die Aue auf einer Fläche von rund 140 Hektar wieder überflutet werden. Neue Lebensräume werden entstehen, neue Tier- und Pflanzenarten werden sich ansiedeln.
  • Der Hochwasserspiegel wird lokal gesenkt.
  • Mit der Rückverlegung des Deiches entsteht Retentionsraum, der im Falle eines Hochwassers überflutet werden kann.
  • Die zusätzlich gewonnenen Flächen ermöglichen die Ablagerung von Geschiebe und Treibholz.
  • Die bestehende Hochwasser-Situation wird nicht verschlechtert, insbesondere mit Blick auf die Gemeinden Übersee und Grabenstätt.
  • Die neue Landzunge in der Hirschauer Bucht ist notwendig, um die Entwässerung des Grabenstätter Mooses durch das Vorhaben nicht zu verschlechtern. Die Studie zeigt, dass die Deichrückverlegung den Schwebestoffeintrag in den Bereich des Tiroler Achen-Deltas beeinflussen wird: Sie fördert eine häufigere und stärkere Ausuferung ins rechte Vorland. Zudem wird sich die Deichrückverlegung auf die Verteilung der Schwebstoffe und auf ihre Ablagerung auswirken. Um die schnellere Verlandung der Bucht zu verhindern und den verstärkten Stoffeintrag zu kompensieren, wird die Landzunge gebaut – ein sogenanntes Leitbauwerk.

Die weiteren Schritte

  • Die fachlich fertiggestellte Studie ist der Regierung von Oberbayern zur fachlichen Prüfung vorgelegt. Die Projektweiterführung wird am bayerische Umweltministerium entschieden.
  • Wenn das Wasserwirtschaftsamt Traunstein den Auftrag erhält, das Projekt weiter zu planen, könnte im besten Fall drei Jahre danach mit der Umsetzung begonnen werden.

Planunterlagen