Sanierung der Unteren Salzach - No-Regret-Maßnahmen im Tittmoninger Becken

Maßnahmen zur Renaturierung nördlich der Tittmoninger Brücke sind abgeschlossen

Projektbeginn: Januar 2021
Projektende: April 2023

Ganz neue Eindrücke können Spaziergänger und Radfahrer gewinnen, entlang der Unteren Salzach nördlich von Tittmoning. Auf einer Länge von rund drei Kilometern hat der Fluss mehr Raum bekommen. Im Wasser sind neue Strukturen entstanden, einige der Rinnen im Auwald, die sogenannten Flutmulden, sind abgesenkt und die Siechenbachfurt ist neu gebaut. Hintergrund dieser Veränderungen sind die "No-Regret-Maßnahmen", die das Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt realisiert hat, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern der Flussmeisterstelle Salzach.

Kostenrahmen eingehalten

Ziel dieser Maßnahmen war es, das Eintiefen der Gewässersohle zu bremsen und zugleich die Renaturierung voranzutreiben. Jetzt ist das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Die Bauzeit dauerte von Oktober 2021 bis Februar 2022 sowie von Oktober 2022 bis März 2023. Der Kostenrahmen von insgesamt rund 2,7 Millionen Euro ist eingehalten. Die Ausgaben teilen sich der Freistaat Bayern und das Land Oberösterreich hälftig.

Neuer Weg führt durch den Auwald

Mit dem Abschluss der Arbeiten fallen nun auch alle Wegsperren weg, die Fuß- und Radwegverbindung entlang der Unteren Salzach zwischen Tittmoning und Burghausen ist vollständig erschlossen.

Neue Brücke über den SiechenbachNeue Brücke über den SiechenbachAbb. 1: Abb. 1: Die Querung über den Siechenbach ist neu gebaut und höher gelegt. Spaziergänger und Fahrradfahrer können sie nutzen, ohne nasse Füße zu bekommen, wie es bei der alten Furt häufiger der Fall war.
Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Verändert aber hat sich die Wegführung: Ein Teil führt nun zurückversetzt durch den Auwald. Dies ist eine der Folgen aus der Aufweitung des Ufers. Sie beginnt rund einen Kilometer nördlich der Tittmoninger Brücke und endet nahe der Siechenbachfurt.

Mehr Raum für den Fluss

Auf der gesamten Länge haben die Arbeiter Ufersteine ausgebaut, um dem Fluss mehr Raum zu geben. Die Untere Salzach ist nicht länger in ein kanalartiges Korsett gezwängt.

Neu entstandene UferstrukturenWarnschild: AbsturtzgefahrAbb. 2: An einigen Stellen entlang der Unteren Salzach bei Tittmoning hat sich der Fluss bereits weiter in das Ufer hinein gegraben. Weil die Ufersteine ausgebaut sind, hat die Salzach mehr Platz und kann bei höherer Wasserführung Teile des Ufers mitnehmen.
Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Sie kann frei fließen, sich aus den Uferanbrüchen immer wieder neues Material wie Kies, Sand und Steine mitnehmen. Je nach Wassermenge wandelt sich das Bild des Flusses und seiner Ufer. Schon jetzt, kurz nach der Baufertigstellung, sieht das Ufer jedes Mal anders aus. Steilufer und flache Böschungen wechseln sich ab, Wurzelstöcke bleiben liegen und werden wieder mitgetrieben. Es können vorübergehende Kiesbänke entstehen. Führt die Untere Salzach viel Wasser, kann sie sich tief ins Ufer eingraben. Nachfolgende Unterspülungen sind gewünscht. Spaziergänger sollten sich jedoch von den steilen Uferanbrüchen fernhalten.

Spundwand sichert den Deich

Mit dem Umbau des Ufers wurden die Zuläufe zu den Flutmulden im südlichen Bereich des Bauabschnittes abgesenkt, damit das Wasser früher als bisher in den Auwald strömen kann.

LuftaufnahmeVision der künftigen Salzach nördlich TittmoningAbb. 3: Die Luftaufnahme vom September 2023 zeigt, wie aus der kanalisierten Salzach in kurzer Zeit eine vielfältige, naturnahe Flusslandschaft entsteht.
Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein
Deshalb erhielt der Deich in diesem Bereich eine Spundwand sowie eine zusätzliche Sicherung durch Wasserbausteine an seiner wasserseitigen Böschung. Derzeit schützt ein Netz den Deich vor Erosion. In Kürze wird er begrünt. Im nördlichen Bereich werden die Flutmulden nicht mehr bewirtschaftet. Hier soll die Natur selbst die Entwicklung des Auwaldes übernehmen. Das Abflachen der Ufer und die Neugestaltung der Flutmulden führen dazu, dass sich Fluss und Aue besser miteinander vernetzen können. Neue Lebensräume für Tiere bilden sich: Vögel, Insekten, Käfer und andere mehr finden ideale Bedingungen.

Ideale Bedingungen für junge Fische

Kiesbänke im Fluss lassen Nebenarme und kleine Wasserbecken entstehen. In diesen strömungsberuhigten Zonen finden vor allem junge Fische Unterschlupf, darunter Nase, Barbe und Huchen. Auch als Laichplätze sind diese Bereiche geeignete Rückzugsräume. Totholz, Kies und Steine sorgen für vielfältige Strukturen, in denen sich auch Kleinstlebewesen wohlfühlen. Das Nebeneinander von strömungsstarken und seichten Wasserflächen bildet eine ideale Lebensraumvielfalt für Gewässerorganismen.

Eintiefung des Flusses ist gebremst

Mit den "No-Regret-Maßnahmen", also Maßnahmen, die umgesetzt werden können unabhängig von der Diskussion um Wasserkraft, ist dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein erster wichtiger Schritt gelungen, um der Sohleintiefung der Unteren Salzach entgegenzuwirken. Zugleich ist Raum für die Entwicklung unterschiedlicher Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten im Wasser und Auwald entstanden.