Ist die höchste Abflussmenge innerhalb eines Beobachtungszeitraums, so bezeichnet z.B. ist HQ100 ein hundertjährliches Hochwasser.
Deichrückverlegung an der Salzach bei Fridolfing im Landkreis Traunstein
Inhalt des Vorhabens war der Bau eines neuen rückverlegten Deiches an der westlichen Auwaldgrenze einschließlich der erforderlichen Verbesserungen der deichbegleitenden Wege und Zufahrten für die Deichverteidigung und Deichunterhaltung.
Übersichtslageplan
Mit der ausgeführten Deichrückverlegung wurde der Hochwasserschutz für den Ortsbereich von Fridolfing und Teile der Stadt Tittmoning erhalten, das Salzachvorland reaktiviert sowie eine Neubegründung von Auen und eine gezielte Auwald- und Auenbewirtschaftung ermöglicht. Außerdem wurde mit der Reaktivierung von Retentionsraum ein weiterer Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz geleistet. Da der Deich in den Jahren 1912 bis 1920 in der damals üblichen Bauweise errichtet wurde, ist alleine schon aus erdbautechnischen und erdbaustatischen Gründen eine Sanierung des gesamten Deichkörpers unumgänglich gewesen. Das Pfingsthochwassers 1999 und das Augusthochwasser 2002 stauten den Fridolfinger Deich kurz aufeinander folgend ein. In Folge dieser zweimaligen hohen hydraulischen Belastung des Stützkörpers wurde ein Neubau für den noch nicht sanierten Deichabschnitt Flusskilometer 34,400 bis 39,200 notwendig.
Während des August-Hochwassers 2002 wurde der bisherige Deich fast vollständig eingestaut
Die Dringlichkeit des Deichneubaues ergab sich insbesondere aus den Auswirkungen des August-Hochwassers 2002. Nach diesem Hochwasser wurden einige besorgniserregende Schadstellen in dem noch nicht sanierten Deichabschnitt festgestellt. Feinsand wurde aus dem Deichkörper gespült, die landseitige Böschung rutschte ab und der Deich drohte zu brechen. Die Notwendigkeit einer Verbesserung der bestehenden Verhältnisse trat eindrucksvoll zutage. Abgestimmt auf das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens „Sanierung Untere Salzach“ sowie gemäß den gesetzlichen und normativen Vorgaben wurde daher in den Jahren 2002 bis 2004 ein Bauentwurf erstellt. Daran schloss sich das Genehmigungsverfahren an. Der Baubeginn war im Jahr 2009 und die offizielle Einweihung fand im Mai 2012 statt.
Folgende Maßnahmen sollten durch das Vorhaben erreicht werden:
Herstellung eines HQ100 Schutzes für Siedlungsbereiche
Bau von Deichverteidigungswegen und deren Anbindung an das öffentlichen Wegenetz
Schaffung bzw. Reaktivierung von Rückhalteräumen durch:
Auszug aus der Pressemitteilung des Bayerischen Staatssministeriums für Umwelt und Gesundheit zur Einweihungsfeier der Deichrückverlegung Fridolfing am 11.05.2012
„Wirksamer Hochwasserschutz ist auch angesichts des Klimawandels eine wichtige Zukunftsaufgabe. Das betonte Dr. Marcel Huber, Umweltminister, heute bei der Einweihung der Deichrückverlegung in Fridolfing. "Jede fertig gestellte Hochwasserschutzmaßnahme macht Bayern ein Stück sicherer.
„Mit der Deichrückverlegung werden die Gemeinde Fridolfing und Teile der Stadt Tittmoning wieder zuverlässig vor einem 100-jährlichen Hochwasser geschützt", so Huber. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme betragen 8,5 Millionen Euro und werden vom Freistaat Bayern aus dem Klimaprogramm Bayern 2020 getragen. Der Grunderwerb wird durch die EU kofinanziert.
„Im Rahmen der Baumaßnahme wurde der Salzachdeich bei Fridolfing in zweijähriger Bauzeit auf 4,8 Kilometer bis an die Auwaldgrenze zurückverlegt. Der Deich wurde im Durchschnitt 250 Meter landeinwärts versetzt. Dadurch werden 110 Hektar ökologisch bedeutsame Überschwemmungsflächen zurück gewonnen […]. Huber: "Die Baumaßnahme bringt einen unmittelbaren Nutzen für die Natur. Der vorhandene Wald wird wieder gelegentlich überschwemmt und so zu wertvollem Auwald. An den Deichflächen kann sich eine sehr artenreiche Magerrasengesellschaft entwickeln." Die Ersatzaufforstungen wurden 2011 abgeschlossen.
Der integrale Hochwasserschutz ist Teil der vorausschauenden bayerischen Klimapolitik. Bereits im Jahr 2001 wurde das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020 mit einer Laufzeit von 20 Jahren und einem Gesamtvolumen von 2,3 Milliarden Euro aufgelegt.“ Als Festakt wurde der Gedenkstein zur Deichrückverlegung enthüllt, sowie ein Bergahorn gepflanzt.